Deutschland erlebte 2023 eine nie dagewesene Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen. Doch reicht das derzeitige Expansionstempo, um die nationalen Klimaziele zu erreichen? Einblicke von Experten, gesammelt von tagesschau.de.
Bis 2045 strebt Deutschland die Klimaneutralität an, mit einigen Städten und Bundesländern, die dieses Ziel bereits fünf Jahre früher erreichen möchten. Der Ausbau erneuerbarer Energien gilt als wesentlicher Schritt auf diesem Weg. „Nie zuvor war der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix so hoch wie im letzten Jahr“, verkündete Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zu Beginn des Jahres. Bei fortgesetztem Ausbautempo könnten die Klimaschutzziele im Energiebereich bis 2030 erreicht werden.
Über 50 Prozent des Stroms stammten im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres aus erneuerbaren Quellen. Um die Ziele zu erreichen, muss jedoch vor allem die Produktion erneuerbarer Energien gesteigert werden. 2023 erreichte die Bruttoleistung von Solar-, Windenergie und Biomasse nach Angaben der Bundesnetzagentur 160 Gigawatt, was 56 Prozent der gesamten Stromerzeugung ausmachte.
Trotz des Erfolgsjahres 2023 sehen Experten noch Handlungsbedarf. „Es wurde viel erreicht, aber es bleibt noch viel zu tun“, so Andreas Löschel von der Ruhr-Universität Bochum. Claudia Kemfert vom DIW bemängelt, das Ausbautempo reiche nicht, um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen. Volker Quaschning von der HTW Berlin bestätigt, dass die derzeitigen Ausbaumengen für eine Energiewende nicht ausreichen.
Die Solarleistung hat sich seit 2016 mehr als verdoppelt, wobei die Ziele für Windenergie noch in weiter Ferne liegen. Lokale Widerstände und rechtliche Hürden bremsen den Ausbau der Windkraft. „Wir erreichen die Ausbauziele derzeit nicht“, stellt Löschel fest.
Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien und die notwendige Infrastruktur, wie den Netzausbau und Energiespeicher, sind entscheidend, um die gestiegene Leistung erneuerbarer Energien effektiv zu nutzen und Deutschlands Klimaziele zu erreichen.