Die Bedeutung von Stromspeichern wächst mit der zunehmenden Nutzung von Wind- und Sonnenenergie. Besonders in den Bundesländern Sachsen und Sachsen-Anhalt zeichnen sich ambitionierte Projekte ab, die als Leuchttürme der Energiewende gelten könnten. Experten warnen jedoch, dass der Ausbau der Speicherkapazitäten hinter dem schnellen Wachstum der erneuerbaren Energiequellen zurückbleibt und vorhandene Potenziale nicht vollständig ausgeschöpft werden.
Neue Entwicklungen in der Speicherbranche
In Staßfurt, Sachsen-Anhalt, plant das Unternehmen Eco Stor bis 2025 einen Batteriespeicher mit einer Kapazität von 600 Megawattstunden zu errichten. Diese Kapazität könnte rechnerisch eine halbe Million Haushalte jeweils zwei Stunden morgens und abends mit Strom versorgen. Auch in Boxberg, Sachsen, ist der Bau eines noch größeren Batteriespeichers geplant, der über 1.000 Megawattstunden speichern soll. Diese Projekte zeigen, dass in Mitteldeutschland ein Wettbewerb um die Führungsrolle in der Speichertechnologie entbrannt ist.
Die Firma Tesvolt in Wittenberg baut derweil ihre Kapazitäten zur Produktion von Batteriespeichern aus und plant, vier Gigawattstunden pro Jahr zu produzieren. Diese Expansion zeigt das enorme Wachstumspotenzial in der Batteriebranche, das 2023 zu einem Umsatz von fast 16 Milliarden Euro führte – ein Anstieg um 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie der Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES) berichtet.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Trotz dieses Wachstums bleibt der Bedarf an Speicherkapazitäten eine kritische Herausforderung. „Wir haben uns zu lange nur auf die Erzeugung, den Transport und den Verbrauch von Energie konzentriert“, sagt Simon Steffgen, Referent beim BVES. „Jetzt müssen wir dringend den Ausbau der Speicherinfrastruktur vorantreiben.“
Professor Volker Quaschning, ein Experte für regenerative Energiesysteme, kritisiert den bisherigen „Blindflug“ bei der Planung und Umsetzung von Speicherlösungen. Er betont die Notwendigkeit, Batteriespeicher zur Stabilisierung des Stromnetzes einzusetzen, besonders um die Abhängigkeit von fossilen Kraftwerken zu reduzieren. „Es ist absurd, dass wir Solarenergie und Windkraft abregeln müssen, um die Mindesterzeugung von Kohlekraftwerken aufrechtzuerhalten,“ erklärt Quaschning.
Der politische und wirtschaftliche Rahmen
Die deutsche Regierung hat jüngst eine neue Stromspeicher-Strategie veröffentlicht, um die Rahmenbedingungen für den Ausbau der Speichertechnologien zu verbessern. Detailgespräche mit der Branche und die Einbindung gutachterlicher Expertise sollen helfen, die komplexe Herausforderung der Netzintegration von Speichern zu meistern.
Sachsen-Anhalt nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein: Ein Förderprogramm soll noch in diesem Jahr starten und insbesondere Industrie und Gewerbe unterstützen, eigene Speicherkapazitäten aufzubauen. Mit einem Budget von 22 Millionen Euro aus EU-Mitteln wird die Investition in Speichertechnologien attraktiver gemacht.
Fazit
Die Dringlichkeit des Ausbaus von Speichertechnologien für Wind- und Sonnenenergie kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Während die Projekte in Sachsen und Sachsen-Anhalt vielversprechend sind, ist eine konzertierte nationale Anstrengung erforderlich, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten und die Klimaziele von Deutschland zu erreichen. Die Zukunft der Energieversorgung hängt wesentlich von unserer Fähigkeit ab, erneuerbare Energien effizient zu speichern und zu nutzen.